Jüdisches Leben in München und in der Ohmstraße 

Jüdisches Leben existiert in München mindestens seit dem frühen 13. Jahrhundert. 
1229 nennen Münchner Chroniken mit „Abraham de Monicha“ erstmals einen jüdischen Einwohner Münchens. Doch immer wieder kam es im Mittelalter zu Gewalt und Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, und 1442 wurden auf Befehl Herzog Albrechts III. alle Juden aus München und Oberbayern vertrieben. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts siedelte sich in München wieder eine jüdische Gemeinde an. Mit der deutschen Reichsgründung erlangten alle Juden im Reich dann 1871 das volle Bürgerrecht und waren damit auch in München endlich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angekommen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs München und auch seine jüdische Gemeinde vor allem durch Zuzug stark an. Zahlreiche einst eigenständige Dörfer und Städte wurden der Stadt München eingemeindet, darunter auch Schwabing. 
Die Ohmstraße wurde 1890 als Verbindungsstraße zwischen der Leopoldstraße und der Königinstraße errichtet und half somit Schwabing an das wachsende München zu binden. Benannt wurde die Straße nach dem Physiker Georg Simon Ohm, der 1890 seinen 101. Geburtstag gefeiert hätte. 

1910 zählte die Israelitische Kulturgemeinde München 11.083 Juden in München, so viele wie nie zuvor oder seitdem. Unter ihnen waren viele Schriftsteller, Künstler, Akademiker, Politiker, Kaufleute, Handwerker, Theologen und Philosophen. 
München war damit zu einem bedeutenden Zentrum des Judentums in Deutschland geworden.

Antisemitismus war stetig vorhanden. Doch in den 1920er Jahren fingen sich antisemitische Übergriffe und Gewalttaten durch die SA an zu häufen. Nach der Machtergreifung 1933 begannen sofort staatlich verordnete massive Repressionen. Diese führten 1935 zu den Nürnberger Rassegesetzen und endeten in der systematischen Vernichtung der europäischen Juden. 
Vor der Machtergreifung lebten rund 12.000 Juden in München, Mitte 1941 waren es nur noch rund 3.300. Zwischen Juni 1942 und Februar 1945 wurden mindesten 3.000 Juden deportiert und zu einem großen Teil ermordet. Die amerikanischen Truppen fanden bei der Befreiung Münchens nur noch 84 jüdische Überlebende vor. 

1933 bis 1943 lebten etwa 200 jüdische Mitbürger in der Ohmstraße, von denen rund die Hälfte die Zeit des Nationalsozialismus nicht überlebten. Manche lebten dort nur wenige Tage, andere Wochen oder auch Monate. Besonders viele lebten in den wenigen Wochen vor ihrer Deportation und Ermordung in Ohmstraße 1. Hier handelte es sich vielleicht um ein sogenanntes „Judenhaus“, also ein Haus in jüdischem Besitz, in dem viele jüdische Mitbürger zwangseinquartiert wurden. 

In der Ohmstraße waren Juden und ihre Vertreibung für alle Bewohner sichtbar. Es gab ein jüdisches Leben, von dem bis heute aber nahezu nichts bekannt ist. Ziel des Bürgerprojektes ist es, den Opfern wieder ein Gesicht zu geben, das jüdische Leben in unserer Straße auch vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus zu rekonstruieren und wieder zum Leben zu erwecken.